Ist die Spanische Wegschnecke bei uns in Österreich heimisch?
Die Urheimat der „Spanischen“ Wegschnecke ist nicht zu 100 % feststellbar. Fest steht, dass sie nicht aus Spanien stammt, mittlerweile ist auch widerlegt, dass sie ursprünglich aus Mitteleuropa stammen soll, wie eine Studie aus dem Jahr 2014 fälschlicherweise behauptet hat. Demnach war sie auch in Österreich ursprünglich nicht heimisch. Am ehesten geht man davon aus, dass sie mit Gemüsetransporten aus Südfrankreich (wo sie aus klimatischen Gründen nur in einem kleinen Gebiet vorkommt) eingeschleppt wurde. Der deutsche Name ist daher irreführend, manchmal wird daher der Begriff „Kapuzinerschnecke“ verwendet, der sich aber gegen den allseits bekannten Begriff der „Spanischen Wegschnecke“ nur schwer durchsetzen kann.
Hat sie Fressfeinde in unserer heimischen Natur?
Leider nahezu keine, da ihr extrem klebriger Schleim viele potentielle natürliche Feinde abschreckt. Jungtiere werden eher gefressen, vor allem von Laufkäfern oder anderen, räuberischen Schnecken wie dem Tigerschnegel (daher ist Schneckenkorn zur Schneckenbekämpfung kontraproduktiv, da es auch diese Schnecken tötet). Wenn man die Schnecken aber zerschneidet und liegen lässt, werden sie von Igeln, Laufkäfern, Tigerschnegel, Vögeln (tlw. auch Hühnern) etc. doch gefressen.
Was frisst die Spanische Wegschnecke?
Sie frisst so gut wie alles und im Gegensatz zu den meisten heimischen Schneckenarten, die welke Pflanzen oder abgestorbenes Material bevorzugen, eben auch ganz massiv lebende Pflanzen. Daneben werden aber auch Hundekot sowie tote wirbellose Tiere, zB. Regenwürmer oder tote Artgenossen, gefressen.
Steht die Spanische Wegschnecke in Konkurrenz zu heimischen Arten?
Direkte Konkurrenz besteht zur heimischen Roten Wegschnecke (Arion rufus). Wo immer die Spanische Wegschnecke in den Lebensraum der heimischen Art vordringt, verschwindet diese innerhalb weniger Jahre und ist deshalb auch einer der Hauptursachen für das Verschwinden dieser Art, welche früher weit in naturnahen Wäldern verbreitet war. Zusätzlich erschwert wird das Problem durch die Ähnlichkeit der beiden Arten. Ein Unterscheiden durch das äußere Aussehen ist nahezu unmöglich, erst eine Sektion und ein Blick auf die Sexualorgane lässt eine Unterscheidung zu.
Für andere heimische Schneckenarten stellt sie keine besondere Bedrohung dar, da in halbwegs natürlichen Lebensräumen reichlich Nahrung für alle vorhanden ist. Eher sind auch da Lebensraumveränderungen (Forste mit Nadelbäumen, Schadstoffeinträge, häufige Mahd und Gülleeinsatz auf Wiesen) und Trockenheit ein wesentlicher Faktor.
Aber auch für einige heimische, gefährdete Pflanzen ist die Spanische Wegschnecke ein Problem. Es gibt inzwischen einige Beispiele, wo durch die massive Zunahme der Spanischen Wegschnecke in Schutzgebieten heimische, vom Aussterben bedrohte Pflanzen stark dezimiert wurden. So war z. B. sowohl für das endemische Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) als auch für das am Rande des Aussterbens stehende endemische Dickwurzel-Löffelkraut (Cochlearia macrorrhiza) an einigen Standorten in Niederösterreich, Schneckenfraß eines der Hauptursachen, warum trotz optimaler Biotoppflege der Bestand sich nicht vermehren konnte. Jungtiere der „Spanischen“ fressen gezielt und zu hunderten die Blüten und Samenkapseln der Pflanzen völlig ab.
Muss man zusammengefasst zu dem Schluss kommen, dass die Spanische Wegschnecke eine Gefahr für die Biodiversität darstellt?
Auf alle Fälle hat sie großen Einfluss auf die Biodiversität. Einerseits wie bereits erwähnt durch ein Verdrängen bzw. Vernichten anderer Arten und andererseits durch das Verhalten der Menschen, die den unliebsamen Schädling bekämpfen wollen. Vor allem durch das Ausbringen von Gift (z.B. Schneckenkorn) werden auch viele andere Tierarten getötet, von anderen Schnecken über Würmer bis hin zu Igeln oder Vögeln. Weiters ist das Aussetzen der Tiere in anderen Lebensräumen, z.B. im Wald oder ganz besonders in Schutzgebieten eine große Bedrohung für die dortige Biodiversität. Nicht zuletzt sind auch zahlreiche Berichte bekannt, wo Hobbygärtner wegen der Schnecken bewusst ihre Gärten in Kieswüsten verwandeln und so zur Bodenversiegelung beitragen.
Was können GärtnerInnen nun im Kampf gegen die Spanische Wegschnecke tun?
Am besten ist es die Tiere vor Ort zu zerschneiden und liegen lassen, das stärkt die Population von Schneckenfressern. Wem das eher schwerfällt, kann die Schnecken auch in sprudelnd kochendes Wasser werfen oder damit übergießen, dies tötet die Schnecken sofort ab. Danach kann man sie in die Biotonne oder auf den Kompost werfen.
Wichtig dabei ist: wirklich NUR die Spanische Wegschnecke vernichten!
Zusätzlich zur aktiven Bekämpfung kann man natürlich Unterschlupfbereiche für die Schneckenfresser im Garten zulassen oder schaffen (Asthaufen für Laufkäfer und Igel, moosige Wiesenbereiche für die Eiablage der Tigerschnegel etc.). Weiters kann oft ein Schneckenzaun helfen, bestimmte Bereiche zumindest für Schnecken schwerer zugänglich zu machen.
Auf keinen Fall soll auf Schneckenkorn zurückgegriffen werden, auch nicht, wenn dieses als biologisch bezeichnet wird. Jedes dieser Mittel tötet alle Schnecken ab und nicht nur gezielt die Spanische Wegschnecke. Darüber hinaus vergiftet das „klassische“ Schneckenkorn auch Igel, Vögel und viele andere Kleintiere! Dies ist zwar bei den „biologischen“ Mitteln auf Eisen-III-Basis nicht der Fall, aber wie erwähnt vernichten auch diese sämtliche Schnecke und so manche andere Bodenbewohner.
Ist es eine Möglichkeit, die Nacktschnecken einzusammeln und an Bachufern, in Wäldern etc. auszusetzen?
Nein! Dieses Vorgehen ist extrem problematisch und auch naturschutzgesetzlich aus guten Gründen verboten. Es besteht die Gefahr der Ausrottung gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter heimischer Tiere, Pflanzen und Pilze, die ohnehin nur mehr in wenigen kleinen Schutzgebieten vorkommen und dort kann jede zusätzliche Belastung bzw. Beeinträchtigung kritisch sein. Absammeln und Umsiedeln in Wiesen, Wälder und Felder hat leider katastrophale Folgen, da die Tiere dadurch über natürliche Ausbreitungsbarrieren (Flüsse, Bäche, Trockengebiete etc.) ausgebreitet werden. Dies sieht man auch bei den vorhin erwähnten Löffelkräutern. Beide Pflanzenarten kommen in meist eher abgelegenen Moorgebieten vor, wo die Schnecken nicht leicht von selbst in solchen Zahlen hingelangen könnten.